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Fortis Stratoliner S-41 im Test – Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!

Tags: Bewertungen | Fortis | klassich

9.12.2025 | 6 MIN

Ein Angebot, eine Uhr zu testen, die im All war, schlägt man einfach nicht aus. Am Fortis Stratoliner S-41 gibt es mehr zu entdecken, als man auf den ersten Blick sieht – und dennoch schreit er nicht heraus, etwas „Besseres“ zu sein. Und ich weiß, ein Fazit gehört nicht an den Anfang, aber ich nehme es vorweg: Obwohl ich ein paar Punkte gefunden habe, die ich verbessern würde, sind das insgesamt meine Top-Weltraumuhren, die real Chancen haben, die Speedmaster zu übertrumpfen. Genug Spoiler – schauen wir uns den Stratoliner im Detail an.

Erste Eindrücke

Aufmerksame Leserinnen und Leser haben vermutlich schon gemerkt, dass ich vom Stratoliner begeistert bin. Warum eigentlich? Ich möchte seine feinen Indizes, die Abstände, die Details und überhaupt das gesamte Zifferblatt hervorheben. Design ist zwar subjektiv, aber hier ist es meiner Meinung nach wirklich gelungen.

Gleichzeitig sind die Uhren jedoch ziemlich groß (Durchmesser 41 mm, Höhe 14,5 mm) und schwer, und auch wenn Fortis dieses „Manko“ mit einem sehr angenehmen Band, einer enorm massiven Schließe und insgesamt sehr guter Verarbeitung wettmacht, wird es Menschen geben, die sich an so schweren und hohen Uhren stören. Insgesamt wirkt die Uhr sehr solide, fast schon toolig. Ein echtes Arbeitstier, das sich vor Schlamm, Wasser, Stößen, Magnetfeldern und am Ende nicht einmal vor dem All fürchtet.

Werk

Auch wenn mich das Werk meist nicht übermäßig interessiert, ist der Stratoliner eine kleine Ausnahme – und obwohl er noch in anderer Hinsicht spannend ist, dürfte das Hauptaugenmerk auf dem mechanischen Kaliber WERK 17 mit automatischem Aufzug liegen. Denn es ist nicht einfach ein irgendein Werk, bei dem man nur den Rotor tauscht und es „in-house“ nennt. Gleichzeitig ist es aber auch kein echtes Fortis-In-House-Kaliber. Wie ist es also?

Quelle: https://chrononautix.com/

Quelle: https://chrononautix.com/

Anfang der 2020er Jahre wurde Fortis von Jupp Philipp übernommen. Und er legte los! Er wandte sich an den legendären Werkhersteller La Joux-Perret (im Folgenden LJP) und bat um die Entwicklung eines Werks, das auch im All funktioniert. LJP sagte: „Ja, kein Problem.“ – und entwickelte das WERK 17, dessen finale Testphase tatsächlich im Weltraum stattfand. Fortis schickte einige Testwerke auf 30 km Höhe, und alle konnten nur hoffen, dass die Mühen nicht vergebens waren.

Was die Spezifikationen angeht, ist das Werk 17 alles andere als schlecht. Eine Gangreserve von 60 Stunden, 26 Rubine und eine Frequenz von 28.800 A/h. Zudem gibt es eine Stoßsicherungskonstruktion mit einer durchgehenden Querbrücke über das gesamte Chronographenmodul, was kurz gesagt die Steifigkeit und Widerstandsfähigkeit des gesamten Werks erhöht.

Als Uhrennerd könnte ich vor Freude weinen. Chronographen neigen nun einmal zu Anfälligkeit und teurem Service, aber hier hätte ich kaum Bedenken, die Uhr täglich zu tragen. Wenn ein Werk buchstäblich für Ausflüge ins All entwickelt wurde, sollte es schließlich auch etwas wegstecken können.

Zifferblatt

Alle Varianten sind wunderschön, minimalistisch, detailverliebt – ich wüsste ehrlich nicht, welche ich wählen sollte.

Für die Rezension habe ich die blaue Variante, daher beschreibe ich diese – vieles gilt jedoch für alle Farbvarianten. Der Zifferblattgrund hat eine lichtschluckende, an Staub erinnernde Textur. Im Sonnenlicht kommt sie zur Geltung – da gibt es einiges zu sehen.

Es gibt drei weiße Totalisatoren – eine kleine Sekunde, einen Minutenzähler bis 30 Minuten sowie einen Stundenzähler. Auf der rechten Zifferblattseite sitzen das Fortis-Logo und die Anzeigen für Wochentag und Datum.

Gefreut hat mich, dass Fortis eine eigene Schrift verwendet, die zum Rest der Uhr passt – minimalistisch und sehr gut ablesbar. Den Abschluss bildet ein weißer Rehaut mit sehr feinen rot-schwarzen Indizes und beschrifteten Fünf-Minuten-Markern.

Zwischen Glas und Zifferblatt findet sich die Gravur „DER HIMMEL IST NICHT DAS ENDE DER WELT“ – sinngemäß: „Der Himmel ist nicht das Ende der Welt“. Extrem spannend am Stratoliner ist aber die Leuchtmasse.

Die Lume leuchtet nur auf hervorgehobenen Abschnitten, die den Schlüsselfasen eines Raketenflugs entsprechen. Markiert sind 30 s – die Zeit für die Triebwerkszündung. Auf dem Minutenzähler sind 15 Minuten angedeutet – die Phase der Schwerelosigkeit bzw. des suborbitalen Flugs. Und schließlich eineinhalb Stunden – der Zeitraum vom Missionsstart bis zur Rückkehr.

Da ich an Uhren Lume mag und das All sowie Sci-Fi liebe, ist das für mich absolut großartig – dafür gibt’s von mir fünf von fünf Sternen.

Gehäuse

Wie gesagt: Die Uhr ist hoch, massiv und schwer. Am Stahlband bringt sie satte 230 Gramm auf die Waage – kein Leichtgewicht. Das Zifferblatt schützt ein Saphirglas mit beidseitiger Antireflexbeschichtung. In dieser Preisklasse wäre alles andere inakzeptabel. Zum Zeitpunkt der Rezension kostet die Uhr etwas über 5.000 Euro – wir bewegen uns also im gehobenen Segment, in dem ich genauer hinsehe und kritischer bin.

Das Gehäuse wirkt insgesamt recht kantig und vor allem funktional, aber nicht unangenehm. Mit seiner Höhe von 14,5 mm wird der Stratoliner allerdings Schwierigkeiten haben, unter die Hemdmanschette zu rutschen. Gefällt mir: ein kleines Detail an Lünette und Krone in Form eines schwarzen Rings – vermutlich aus einem anderen Material als Stahl (ich hatte weder Refraktometer noch Spektrometer zur Hand). Optisch gliedert das die Uhr und lässt die Bauhöhe schlanker wirken.

Unten findet sich ein Saphirglas-Sichtboden. Der Gehäuseboden ist verschraubt und trägt am Rand einige Gravuren – die spannendste: „SPACE RESISTANT 20 ATM“, ein Hinweis auf die Resistenz gegenüber dem Weltraum und zugleich auf 20 ATM Wasserdichtigkeit, was die Uhr nebenbei auch zu einem hervorragenden Tauchbegleiter macht. Die Krone ist verschraubt; die potenziell schwächste Stelle bleiben die nicht verschraubten Chronographendrücker.

Quelle: https://chrononautix.com/

Quelle: https://chrononautix.com/

Armband

Am Band sehe ich einen Schönheitsfehler: Es schließt nicht bündig ans Gehäuse an, sodass eine Lücke zwischen Gehäuse und Band bleibt. Das war’s auch schon. Ansonsten handelt es sich um ein nicht zulaufendes Dreiglieder-Stahlband, sehr robust, mit einer Schließe, die eine Mikroverstellung bietet.

Die Mikroverstellung arbeitet sehr fein, sodass sich die Uhr wirklich exakt an das Handgelenk anpassen lässt. Die Schließe ist breit und in meinen Augen nahezu unzerstörbar – wie die ganze Uhr. Hier gibt es nichts zu bemängeln; im Gegenteil: Obwohl die Uhr groß und schwer ist, trägt sie sich dank des Bands sehr angenehm im Alltag. Achtung bei Bandwechseln: Der Stratoliner verwendet keine klassischen Federstege, sondern Schrauben – das kann den Wechsel etwas knifflig machen.

Fazit

Als Konkurrenz sehe ich die günstigere Bulova Lunar Pilot – recht groß, mit Quarzwerk (wenn auch sehr präzise) und mit mechanischen Vorgängern, die tatsächlich auf dem Mond waren.

Ein weiterer Konkurrent sind die Speedmaster-Modelle von Omega, die zum Listenpreis noch einmal deutlich teurer sind. Ihr Vorteil? Sie sind großartig und haben eine starke Story. Der Nachteil? Sehr viele Leute tragen eine. Der Stratoliner ist eine sehr tragbare Alltagsalternative, die von diesen drei Modellen für mich am funktionalsten und robustesten ist – und vermutlich die Variante, die ich für eine Reise ins All wählen würde.

Die Zielgruppe des Stratoliners sind insgesamt Uhrenliebhaber und Uhrennerds – zwei meiner liebsten Gruppen.

Wer es heute bis hierher gelesen hat, kann sich zur Belohnung am Moonwalk von Michael Jackson versuchen.

Bildquellen: offizielle Herstellerfotos, https://chrononautix.com/

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